Eine Million im Monat – Benko: Was der Bankrotteur 2023 zum Leben brauchte
Personenschützer, Hausangestellte, Luxusurlaube: Vertrauliche Unterlagen zeigen, welchen Lebensstil sich Finanzjongleur René Benko leistete.
Mittwoch, 11.30 Uhr, fand in Zimmer 112 des Innsbrucker Landesgerichtes erneut eine Verhandlung im Konkursverfahren des Unternehmers René Benko statt. Gläubiger meldeten über den Sommer weitere 400 Millionen Euro an Forderungen an, die Summe beläuft sich mittlerweile auf rund 2,5 Milliarden. Masseverwalter Andreas Grabenweger hat bislang allerdings nur einen Bruchteil davon – konkret: 47 Millionen – anerkannt.Wechselspiel zwischen Luxus und ProtzBenko will laut seinem Konkursantrag vom 4. März lediglich über ein monatliches Einkommen von 3700 Euro verfügen. Doch wie bestreitet er damit sein Leben, das sich über Jahre im permanenten Wechselspiel zwischen Luxus und Protz bewegte?Recherchen von „Krone“ und „News“ geben nun erstmals Einblick in die privaten Aufwendungen, die Österreichs bekanntester Bankrotteur für sich und sein engstes Umfeld im Jahr 2023 hatte. In Summe handelt es sich um etwas mehr als zwölf Millionen Euro. Macht im Schnitt etwa eine Million Euro im Monat.Viel Personal für die VillenAllein die Gehälter des Personals in Innsbruck schlugen im Vorjahr mit 1,047 Millionen zu Buche. Dazu kommen 451.442 Euro an Lohnnebenkosten. Die Personenschützer, die den 47-jährigen Tiroler nach wie vor umgeben, kosteten für die Monate November und Dezember 2023 satte 150.086 Euro und 40 Cent; vor dem Zusammenbruch des Firmenkonglomerates waren die Securitys von der Signa-Gruppe honoriert worden.Für das 1000-Quadratmeter-Penthouse am Wiener Fleischmarkt mussten 361.945 Euro aufgewendet werden, für die Villa auf der Innsbrucker Hungerburg 525.852 Euro. Der monatliche Mietzins für die mit 86 Millionen bewertete Villa in Innsbruck Igls, die Ende Juni von Ermittlern der Soko Signa durchkämmt worden war, dürfte sich dem Vernehmen nach auf 161.717,80 Euro pro Monat belaufen. Für die Liegenschaft auf der Hungerburg gibt es nach einer Mietvorauszahlung (360.000 Euro) offensichtlich eine Mietzinsfreistellung bis 30. September 2024.Ins Auge stechen in den vorliegenden vertraulichen Aufstellungen auch Zuwendungen an die Ehefrau: Zwei Millionen Euro unter dem Titel „Eigenkapital für ein Immobilieninvestment“ am 27. Jänner 2023, weitere 150.000 für die „Anschaffung des Pferdes Cayo“ am 26. April 2023. Unter „Diverse Zahlungen“ 2023 finden sich Positionen wie „Chanel“ (225.160 Euro) oder Ausgaben bei einem bekannten Wiener Waffengeschäft (69.000 Euro). Für die Nutzung der 62-Meter-Jacht, des Chalet N in Oberlech und Buchungen bei diversen Bedarfsflugunternehmen (Privatjets, Helikopter) fielen im Vorjahr in Summe 1,884 Millionen Euro an.Prächtig kassieren können bei Benko bekanntlich die Rechtsvertreter: 255.081,74 Euro gingen 2023 vom Immobilienspekulanten an Arnold Rechtsanwälte, über viele Jahre die Haus- und Hofkanzlei der Signa und ihres Erfinders.Verkauf der Fabios-AnteileWas hat Finanzjongleur Benko im Jahr 2023 eingenommen? Laut den geheimen Unterlagen flossen auf Benkos Bawag-Konto bis Oktober 2023 monatliche Gehaltszahlungen der Signa über jeweils 34.924,26 Euro. Im Juni wurde ein Urlaubsgeld von 87.934 Euro ausbezahlt. Dazu kommen Konsulentenhonorare über insgesamt 1,15 Millionen Euro, die von vier Signa-Gesellschaften (Development, Prime, Prime Holding und Financial Services) zwischen Jänner und März überwiesen wurden. Den Anteil am Wiener Nobelitaliener Fabios hat Benko im September 2023 um 650.000 Euro an seine Laura Privatstiftung abgetreten, mit der er heute offiziell nichts mehr zu tun haben will. In der Laura firmiert mittlerweile sein langjähriger Privatpilot als Stiftungsvorstand.Vier Darlehen der Mutter2023 flossen von der Laura Privatstiftung laut den Dokumenten in Summe 6,15 Millionen Euro auf ein privates Benko-Konto. Auffällig erscheinen vier Darlehen in Höhe von mehr als drei Millionen, die Ingeborg Benko ihrem Sohn zwischen dem 24. November und dem 18. Dezember gewährte.Im persönlichen Konkursverfahren des René Benko hat seine Mutter übrigens keine Forderungen angemeldet. Der Masseverwalter hätte dies, wie er auf Anfrage erklärte, ohnehin bestritten. Dafür berappt die pensionierte Kindergärtnerin seit 2024 laut Recherchen von „Krone“ und „News“ etwa Rechnungen für den Personenschutz des Pleitiers: monatlich gut und gerne 40.000 bis 50.000 Euro.